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Volkskrankheit Bewegungsmangel

„Zu unserer Natur gehört die Bewegung: die vollkommene Ruhe ist der Tod.“

Das hat schon der französische Religionsphilosoph und Naturwissenschaftler Blaise Pascal (1623 – 1662) konstatiert. 

Leider gerät die Bedeutsamkeit von Bewegung im Leben des Menschen immer mehr in den Hintergrund. Natürlich  wissen wir, dass uns ein wenig körperliche Betätigung gut tun würde, aber der innere Schweinehund behält nicht selten die Macht und ist um Ausreden kaum verlegen: In den meisten Berufen ist die Arbeit vor dem Bildschirm unvermeidbar, der Weg mit den öffentlichen Verkehrsmitteln mutet zu umständlich an – da ist es praktischer mit dem Auto nach Hause zu fahren. Nach getaner Arbeit setzt man sich gemütlich zum Essen. Aber ach dem Essen Sport? Das passt dann auch wieder nicht. Dann lieber ein bisschen relaxen auf der Couch bei interessantem TV Programm. So vergeht wieder ein Tag an dem man es nicht geschafft hat, ein bisschen Bewegung in den eigenen Tag zu integrieren. 

Studien belegen positive Effekte von regelmäßiger Bewegung

Die Sofortwirkung von Bewegung spürt man am eigenen Körper: Herz und Muskulatur kommen in Schwung und Endorphine (Glückshormone) werden ausgeschüttet, was wiederum unsere Laune schlagartig verbessert. Körperlich aktive Menschen sind im Alltag belastbarer und fühlen sich besser. Obendrein kommt das Immunsystem auf Touren und produziert vermehrt Abwehrzellen. Optimal wäre es, Bewegung nicht nur auf bestimmte Sportzeiten zu reduzieren  (die ja leicht mal „ausfallen“ können), sondern zusätzlich in den gesamten Tagesablauf einzubauen:  Das bedeutet einen Kollegen persönlich zu  besuchen statt ein e-mail zu schreiben, ein Telefonat im Stehen zu führen, die Stiege statt den Aufzug zu benutzen usw.

 JEDER SCHRITT ZÄHLT!

Nach dem Motto „Bewegung kann einiges in Bewegung setzten“ haben wir hier die wichtiges Vorteile für Sie zusammengefasst:

Fettleber: Früher waren Alkohol und fettes Essen die meist genanntesten Ursachen für diese häufigste Lebererkrankung. Heutzutage stehen Übergewicht, ungesunde Ernährung und Bewegungsmangel als Hauptauslöser im Fokus. Eine Fettleber zu haben bedeutet, dass mehr als die Hälfte der Leberzellen verfettet sind. Der Fettanteil einer gesunden Leber liegt dagegen unter fünf Prozent! Gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung minimieren das Risiko für deren Entstehung. Leider sind häufig auch schon (übergewichtige) Kinder von einer nicht-alkoholischen Fettleber betroffen.

Darmkrebs:  Für die Prävention von Dickdarmkrebs werden 5 gesunde Lebensstilfaktoren als wirksam beschrieben:

  1. nicht rauchen
  2. geringer Alkoholkonsum
  3. gesunde Ernährung
  4. normales Körpergewicht 
  5. ausreichend körperliche Betätigung

Depressionen:  Eine internationale Großstudie* belegt, dass körperliche Aktivität der Entstehung von Depressionen vorbeugen kann. Auch  konnte nachgewiesen werden, dass Sport seine positiven Auswirkungen unabhängig von Alter oder Herkunft entwickelt.  12 % der Depressionen hätten durch nur eine Stunde sportlicher Aktivität pro Woche verhindert werden können

Osteoporose: Durch Bewegung setzt unsere Muskulatur Zug- und Druckreize an den Knochen, wodurch der Knochenaufbau aktiviert wird.

Rückenschmerzen: Die Wirbelsäule samt Muskulatur und Bandapparat ist ein hochkomplexes System, das sowohl Mobilität als auch Stabilität garantieren muss. Um das zu ermöglichen muss dieses System regelmäßig bewegt und trainiert werden. Im Sitzen verharren wir aber oft stundenlang in einer nach vorne gebeugten Haltung. Dadurch ziehen sich  Brustmuskulatur und Hüftbeuger vermehrt zusammen und die zu wenig beanspruchte Rumpfmuskulatur degeneriert.  Rückenschmerzen sind die Folge!

Diabetes 2 : Bewegungsmangel ist neben Veranlagung und Übergewicht eine der Hauptursachen für Diabetes Tpy2 Körperliche Aktivität hilft den erhöhten Blutzuckerspiegel auf natürliche Weise zu  senken.

USE IT OR LOOSE IT

Nach diesem ökonomischen Motto arbeitet unser Körper: er lässt beanspruchte Muskeln wachsen und wenig beanspruchte Muskulatur verkümmern. Regelmäßige Bewegung spielt somit die zentrale Rolle beim Erhalt unserer körperlichen  Leistungsfähigkeit.  Das gilt für alle –  egal ob klein oder groß, dünn oder dick.

Apropos dick:  Laut Ernährungsbericht des Bundesministerium für Gesundheit sind 41% der Österreicher/innen übergewichtig – also beinahe jede/r Zweite. Männer sind generell häufiger übergewichtig als Frauen. Wenn der Body mass index (BMI= Gewicht durch Körpergröße im Quadrat) über 30kg/m2 ansteigt, spricht man bereits von Adipositas (Fettleibigkeit). Mit dem Grad des Übergewichts steigt die Belastung der Betroffenen im Alltag. Einfache Tätigkeiten wie Socken anziehen, bücken oder Stiegen steigen können zur Herausforderung werden.

Daher ist Bewegung für alle – insbesondere auch für übergewichtige Menschen  – enorm wichtig. Leider verbinden viele Übergewichtige negative Emotionen mit Sport und Bewegung: unangenehme Blicke im Schwimmbad, schmerzende Gelenke nach der Aktivität und ausbleibende Erfolge verhindern ein längerfristiges „bei der Sache  bleiben“. 

Der Trick ist, anfangs nicht zu viel von sich zu erwarten. Es lohnt sich auch langsam zu beginnen, da schon kleine Veränderungen im Alltag erste Schritte hin zu mehr Gesundheit sind. 

Doch welche Sportart eignet sich für stark übergewichtige Menschen?

Die Aktivität muss natürlich an die gesundheitliche Ist-Situation angepasst sein –  eine medizinische Voruntersuchung ist daher anzuraten. Betroffene sollten zu Beginn  mit kleinen, kurzen Trainingseinheiten beginnen, um Entmutigung und Verletzungen vorzubeugen.

Wasser macht leicht

Schwimmen zählt tatsächlich zu den schonendsten und gesündesten Sportarten für übergewichtige Menschen. Im Wasser bleibt zwar das Körpergewicht prinzipiell gleich, aber  es  kommt die Auftriebskraft dazu, die dem Gewicht des verdrängten Wassers entspricht. Aquagymnastik ist speziell gelenkschonend, weil unter Wasser keine mechanische Belastung durch das eigene Körpergewicht einwirkt. Trotzdem wird durch Bewegung unter Wasser die Muskulatur gestärkt. Nebenbei wird das Blut aus der Peripherie durch den  erhöhten Druck im Wasser Richtung Körpermitte  befördert und die Organe werden besser durchblutet. 

Achtung: Genau aus diesem Grund sollten Herzpatienten  darauf achten, dass sie aufrecht stehend nicht tiefer als bis zum unteren Rippenbogen im Wasser stehen.

Trockene Alternativen

Andere Startmöglichkeiten sind Pilates zum Training der Körpermitte, Radfahren auf dem (Liege-) Ergometer, oder spezielle Sportgruppen mit geschulten Therapeuten, die ein spezielles Programm für übergewichtige Menschen anbieten.

Das Allerwichtigste um längerfristig dabei zu bleiben ist es, eine Sportart zu finden, die richtig Spaß macht. Das Bewegungsprogramm sollte nicht ein MUSS sein, sondern eine angenehme Abwechslung dem eigenen Körper Gutes zu tun.

Also Freundin, Schwester oder Buddy bei der Hand nehmen und los geht’s! Zu zweit ist Sport noch lustiger und man hat einen guten Grund die Bewegungseinheit nicht ausfallen zu lassen.

*Physical Activity and Incident Depression: A Meta-Analysis of Prospective Cohort Studies  Felipe B. Schuch et al  2017 

Wissenswertes