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Neun umständliche Monate

Übelkeit in der (Früh-)Schwangerschaft ist keine Seltenheit. Mehr als die Hälfte aller schwangeren Frauen ist davon betroffen.

Morgens ist die Zahl der Betroffenen besonders hoch, weil auch die Hormonkonzentration am höchsten ist. Bei manchen Schwangeren halten Übelkeit und Brechreiz den ganzen Tag an, bei einigen Wenigen entwickelt sich sogar ein Hyperemesis gravidarum. Das bedeutet die Schwangere erbricht weit mehr als 5 x täglich oder kann gar keine Nahrung bei sich behalten.  Die Ursachen sind bis heute nicht restlos geklärt –  es existieren aber mehrere Ansätze, die als Auslöser diskutiert werden:  Allen voran steht die oben bereits erwähnte Konzentration des Schwangerschaftshormons HCG (= humanes Choriongonadotropin), welches dafür sorgt, dass die Schwangerschaft erhalten bleibt. Mit der Einnistung der befruchteten Eizelle beginnt der Körper mit der HCG Produktion. In der dritten Woche liegt der Wert bei ca. 10-50 und steigt in den nächsten Wochen rasant auf bis zu 205 000 IU/L an. Danach fällt der Spiegel wieder ab, weil die Plazenta bereits entwickelt ist und die Aufgaben des HCG übernimmt. Zeitgleich lässt auch die Schwangerschaftsübelkeit nach.

Weitere Auslöser können ein Vitamin B Mangel, genetische Veranlagung, das Vorliegen einer Mehrlingsschwangerschaft, psychische Faktoren und die auf Grund der Schwangerschaft erhöhte Geruchsempfindlichkeit sein.

Bei schwerem Erbrechen sollte immer auch auf eine mögliche Infektion mit Helicobacter pylori geachtet werden.

Vitamin B6 und Ingwer haben positive Auswirkungen

Ein Versuch zur Bekämpfung der Übelkeit ist die Einnahme von Vitamin B 6  und/oder Ingwer. Beides ist in Maßen konsumiert völlig unbedenklich. B6 ist in höheren Mengen in Vollkorngetreide, Nüssen, Bananen, Geflügel, Fisch, Avocado und Reis enthalten. Auch die Aktivierung des Akupunkturpunktes P6 am Handgelenk kann Linderung bringen. Dafür wurden spezielle Akupressurarmbänder für Schwangere entwickelt.

Darüber kann es hilfreich sein, wenn die Schwangere ausreichend Ruhepausen einplant, häufig kleine Mahlzeiten zu sich nimmt, auf stark gewürzte Speisen verzichtet und reichlich Wasser  oder Tee trinkt. Auch ein Ortswechsel (zB. Kurzurlaub)  kann aus ungeklärten Gründen eine zumindest vorübergehende Linderung der Beschwerden bringen.

Übelkeit und Erbrechen schaden dem Baby zum Glück nicht. Nur wenn die werdende Mutter stark abnimmt, kann das Baby Schaden nehmen. Übrigens:  Auf wenn eine Frau in der Schwangerschaft unter starker Übelkeit leidet, bedeutet das nicht automatisch, dass sie auch in der nächsten Schwangerschaft wieder davon betroffen sein wird. Das Wiederholungsrisiko liegt nur bei 50%.

Schwangerschaft nicht als Ausrede benutzen

Eine durchschnittliche  Gewichtszunahme in der Schwangerschaft sollte bei ca.  12-14 Kilogramm  liegen. Sehr schlanke Frauen dürfen und sollen ruhig etwas mehr zunehmen. Frauen mit einem hohen BMI vor der Schwangerschaft sollten hingegen darauf achten, möglichst wenig zuzunehmen.

Zwillingsschwangerschaften bedeuten  im Durchschnitt ein Plus von 18 Kilo.

1. – 12. SSW: Keine Gewichtszunahme;  einige Schwangere nehmen sogar (wegen Übelkeit) ein wenig ab, viele werdende Mütter haben in dieser Zeit Heißhungerattacken

13. – 27. SSW: die Schwangere nimmt ca. 250-400 Gramm pro Woche zu. Ihr täglicher Kalorienbedarf steigt um ca. 250 Kilokalorien.

28. – 40. SSW: die Schwangere nimmt ca. 500 Gramm pro Woche zu. Ihr täglicher Kalorienbedarf steigt um ca.500 Kilokalorien.

Gewichtszunahmeverteilung:

Brüsteca. 400-500 Gramm
Babyca. 3200 Gramm
Gebärmutterca. 1 kg
Blutvolumenca. 1,2 kg
Fruchtwasser und
Wassereinlagerung im Körper
ca. 3 kg
Plazentaca. 600 g
Fetteinlagerungenca. 2 kg

Der eine oder andere Ernährungsmythos rankt sich um das Thema Schwangerschaft. Wir haben die DOs & Don´ts für Sie zusammengetragen:

Kaffee ist schlecht

Stimmt nicht! Wissenschaftlich belegt ist, dass bis zu drei Tassen Kaffee am Tag keinen negativen Einfluss auf die Entwicklung des Kindes und dessen Geburtsgewicht haben.

Rohmilchprodukte sind schlecht

Stimmt! In Rohmilchprodukten können gefährliche Erreger wie zum Beispiel Listerien enthalten sein. Sie verursachen Hirnschäden beim ungeborenen Baby.

Zu Rohmilchprodukten zählen auch Käsesorten wie Brie, Camembert, Edelpilzkäse und Rohmilch-Mozarella. Die Käserinde sollten Schwangere ebenfalls prinzipiell meiden.

Fisch ist gesund

Stimmt teilweise!  Regelmäßiger Fischverzehr kann die Hirnentwicklung des Ungeborenen fördern – vorausgesetzt der Fisch ist nicht mit Quecksilber belastet. Viele handelsübliche Speisefischsorten sind leider mit Spuren von Methyl Quecksilber belastet. Nimmt die Schwangere  häufig solche Fische zu sich, kann das die Hirnentwicklung vom Ungeborenen und seine späteren geistigen Fähigkeiten beeinträchtigen.

Rohes Fleisch und roher Fisch sind schlecht

Stimmt! In rohem oder nicht vollständig durcherhitztem Fleisch oder Fisch können sich Toxoplasmose Erreger nachweisen lassen. Sie können zu Hirnschäden beim Baby führen. Daher sollte die Schwangere folgende Lebensmittel meiden: Carpaccio, Tartar, Mettwurst, Innereien, rohen Schinken wie Seranoschinken, Lachsschinken, Parmaschinken, Salami, Sushi, eingelegter Heringe, kaltgeräucherten Fisch und  Räucherlachs.

Rohes Obst und Gemüse ist schlecht

Stimmt teilweise! Rohes Obst und Gemüse sollte  immer gründlich gewaschen werden, da es Listerien beherbergen kann. Die Keimbelastung in fertig abgepackten Salaten ist besonders hoch  – das Gleiche gilt auch für Sprossen und Keimlinge. Diese und auch frisch gepresste, nicht abgepackte Säfte und Smoothies sollten Sie in der  Schwangerschaft lieber im Supermarkt lassen.

Familie, Wissenswertes