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Bewegungsneuland Faszienfitness

Folgendes Szenario: Sie stehen in der Küche und wollen zum Abendessen ein leckeres Hühnerragout zaubern. Vor Ihnen liegt die Hühnerbrust – bereit zum Zerteilen. Bei genauer Betrachtung erkennen Sie eine weiße, gut verschiebbare  „Haut“, die das Stück Fleisch umhüllt. Voila! Das ist Fasziengewebe!

Zu den Faszien zählen alle Bindegewebsstrukturen im Körper, die faserig und kollagenhaltig sind. Neben dem Muskelbindegewebe zählen auch Sehnen, Bänder, Gelenkskapseln und natürlich die flächigen Bindegewebsschichten dazu.  Wie ein Spinnennetz zieht sich  ca. 20 kg Fasziengewebe durch unseren Körper. Es umhüllt und verbindet Knochen, Sehnen und Muskeln, hält so sämtliche Körperteile zusammen und fixiert sie am richtigen Platz.  Vereinfacht gesagt bestehen Faszien aus Zellen, Wasser, Fasern und einer proteinhaltigen Grundsubstanz. Außerdem befinden sich viele unterschiedliche Rezeptoren im Fasziengewebe, die vor allem auf Druck- und Zugbewegungen reagieren, aber auch für die Schmerzwahrnehmung und die Propriozeption (eigene Körperwahrnehmung) zuständig sind.

Bewegungsmangel lässt das Fasziengewebe verkleben

Faszien sind elastisch und können ihre Form verändern und sich an die jeweilige Belastung anpassen. Für die Erhaltung ihrer stabilen, geschmeidigen Struktur sind die Faszien aber auf adäquate Bewegung angewiesen. Ein Mangel an Bewegung führt dazu, dass sich das Fasziengewebe verändert. Es verfilzt, verklebt und verhärtet. Besonders Menschen, die häufig sitzenden Tätigkeiten nachgehen, werden die Veränderung des Gewebes mit der Zeit in Form von Nacken-, Schulter- oder Rückenschmerzen zu spüren bekommen. Laut Dr. Robert Schleip, Humanbiologe und Leiter des Fascia Research Project der Universität Ulm, sind bei Rückenschmerzen nur in ca. 20 Prozent der Fälle die Bandscheiben verantwortlich. Bei den restlichen 80 Prozent liegt die Ursache zu einem überwiegenden  Anteil im Fasziengewebe. 

Faszienfitness für Jung und Alt

Mit 4 einfachen Trainingsprinzipien können Sie sich und Ihrem Bindegewebe Gutes tun und vielleicht auch so manchen undefinierbaren Schmerz lindern.

Elastische Rückfederung  – der Katapult Effekt:  Denken sie einmal an ein Känguru, das meterweite Sprünge scheinbar ohne Kraftaufwand bewältigt. Es nutzt die Energiespeicherung der Faszien! Auch wir Menschen können uns diese zusätzliche Kraft zu  Nutze machen, indem wir unser Fasziengewebe gezielt laden. Diese Ladung trainiert man über federnde, elastische Bewegungen, wie zum Beispiel Springen oder Laufen.

Selbstmassage – Fascial release: Mit Faszienrollen und Faszienbällen rollt man ganz langsam entlang der myofaszialen Leitbahnen. Dadurch werden der Flüssigkeitsaustausch und das Lymphsystem im Gewebe angeregt. Auch die Gleitfähigkeit der verschiedenen Schichten erhöht sich, weil nach dem „ Auspressen“ des Gewebes durch die Faszienrolle vermehrt neue Flüssigkeit eingelagert wird. Nebenbei wird durch langsames Rollen ein Enzym freigesetzt, das wie ein Weichspüler für das Gewebe wirkt.

Beweglichkeitstraining – Fascial Stretching:  mit sanften federnden Bewegungen werden Faszien in die Länge gezogen und die Kollagenproduktion dadurch angeregt. Diese Dehnungen stellen die Flexibilität in den Strukturen wieder her und können Entzündungen entgegenwirken.

Wahrnehmungstraining – Sensorisches Verfeinern:  Die Faszie ist unser 6. Sinnesorgan mit einer extrem hohen Rezeptorendichte. Balanceübungen, taktile Reize, Vibration oder Raumorientierung trainieren und fordern diese Rezeptoren.

Faszientraining mit Respekt durchführen

Kurzfristige Linderung der Beschwerden bemerkt man sofort nach dem Training. Kollagen im Bindegewebe braucht aber lange Zeit, um sich umzustrukturieren – es dauert zwischen 6 Monaten und 2 Jahren, bis Faszien sich komplett erneuert haben. Die gute Nachricht ist, dass schon einige Minuten Faszientraining zwei Mal pro Woche ausreichen um eine positive Anpassung des Gewebes zu erzielen, und dass es nie zu spät ist damit zu beginnen!  Erfolge kann man in jedem Alter erzielen. Auch in Deutsch-Wagram haben Sie die Möglichkeit ihre Faszien unter professioneller Anleitung zu trainieren. Infos hierzu finden Sie am Ende des Artikels.

Leckerbissen für die Faszien

Neben Bewegung und Hormonen hat auch die Ernährung Effekte auf unser Bindegewebe:  Hier finden Sie Inhaltsstoffe, die Faszien besonders lieben:

  • Allicin: kommt in Zwiebeln und Knoblauch vor, es wirkt antibakteriell auf Körper und Faszien
  • Capsaicin: kommt in Paprika und Pfeffer vor, es wirkt durchblutungssteigernd, gefäßerweiternd und schmerzlindernd
  • Curcumin: kommt in Currymischungen vor, es hat antioxidative, entzündungshemmende Wirkung auf das Gewebe und hilft bei der Aktivierung der körpereigenen Kollagensynthese. 
  • Zink: kommt in  Rindfleisch, Leinsamen, Nüssen, Pilzen und Meeresfrüchten vor, es ist unverzichtbar für einen funktionierenden Stoffwechsel und hat überall seine Finger im Spiel.

Wissenswertes

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